Butoh
Butoh entstand ende der fünfziger Jahren in Japan. Dessen kulturelles und wirtschaftliches Leben wurde stark geprägt durch die Verwestlichung, ausgelöst anhand der Öffnung des Landes nach einer dreihundertjährigen Verschlossenheit ende des neunzehnten Jahrhunderts und dem verlorenen Zweiten Weltkrieg. In den sechziger Jahren wuchs das Umbehagen gegenüber dieser bedingungslosen Modernisierung der japanischen Gesellschaft anhand westlicher Prinzipien. Eine starke Studentenbewegung war die Folge. In dieser turbulenten Zeit, geprägt von politischen Umbrüchen und Suche nach neuen Werten, entstand Butoh.
Die Revolte des Butoh richtete sich erstmals gegen den gegenwärtigen modernen Tanz, der die Illusion von der Überwindung der Schwerkraft vorgaukelt, und sich an der Schönheit eines rationell gesteuerten Körpers ergötzt. Er richtete sich aber auch gegen eine macht- und konsumorientierte Gesellschaft, die mit ihren selbsterschaffenen Zwängen, den Körper in ein Korsett steckt. Eine Rebellion des Körpers. Hijkata Tatsumi (1928 - 1986), der Begründer des Butoh, zerriss die Aussenhaut der modernen Zivilisation, drang in die Tiefe und Dunkelheit des Körpers ein, und erschuf so einen auf den reinen Körperausdruck konzentrierten, sinnlichen Tanz. Ein Tanz, der mit der eigenen subjektive Erfahrungswelt als Basis, das hinter dem Subjekt Stehende, Universelle ausdrückt. Butoh entsteht nicht als kreativer Akt, sondern als "heilige Schaustellung" oder "mystische Verwirklichung", in der das Unsichtbare, nicht Wahrnehmbare des Tänzers oder der Tänzerin Form annimmt.